Neurodoping im Schachsport

Top View of Business Shoes on the floor with the text: Empowerment Aktuell sorgen Vereinbarungen des Deutschen Schachbund für hitzige Diskussionen unter der Spielerschaft. Die momentan vorgesehenen zwölf Laboruntersuchungen stoßen bei den ca. 100.000 organisierten Spielern auf starke Ablehnung. Der Deutsche Schachbund (DSB) unterwarf sich vor einiger Zeit der Nada (Nationale Antidoping Agentur). Dadurch entstand für viele eigenständige Sportvereine eine schwierige Situation. Während auf der einen Seite die Spieler einige der Forderungen und Einschränkungen durch die Nada nicht gutheißen und als notwendige Konsequenz ihren Schachverein verlassen, riskiert ein Verein, der sich den Vorschriften der Nada nicht unterwirft, sämtliche Sportfördermittel des Bundesinnenministeriums zu verlieren. Auf diese finanzielle Unterstützung können zahlreiche Vereine nicht verzichten und sind dadurch gezwungen die Maßnahmen zur Kontrolle von Neurodoping durchzuführen. Aktuell werden bei der deutschen Meisterschaft der Männer, Frauen, Jungen und Mädchen jeweils drei Kontrollen auf Neurodoping durchgeführt. Dadurch müssen sich jährlich sechs Kinder unter 18 Jahren den beschämenden Untersuchungen und des damit verbundenen Misstrauens aussetzen.

Diese Entscheidung sorgte dafür, dass sich jährlich mehrere Kinder und Erwachsene mit viel Potenzial weigern, an der deutschen Meisterschaft teilzunehmen. Das liegt jedoch nicht daran, dass Neurodoping in der deutschen Schachszene weit verbreitet wäre. Eher das Gegenteil ist der Fall. Kaum ein deutscher Schachspieler ist bereits in Verbindung mit pharmazeutischen Medikamenten zum Neurodoping gekommen. Aufgrund des überdurchschnittlich ausgeprägten Stolzempfindens, empfinden es Schachspieler als außerordentlich hohe Kränkung und Beleidigung, wenn man ihnen unterstellt, diese herausragenden geistigen Leistungen lediglich durch Neurodoping erreicht zu haben. Ein großes Vorbild in der Diskussion um Neurodoping im Schach ist der Großmeister Robert Hübner. Er bezeichnet die Dopingkontrollen als „Entrechtung, Entmündigung und Entwürdigung aller Schachspieler“. Neben der Abschaffung aller Kontrollen über Neurodoping kämpft er bereits seit Jahren dafür, dass die Aufzeichnungen aller Schachpartien als geistiges Eigentum der Spieler betrachtet werden und unter den Schutz des Urheberrechts fallen.

Funktionäre des Deutschen Schachbunds sehen das jedoch anders. Auch wenn niemand von ihnen bislang einer Dopingkontrolle unterzogen wurde, plädieren sie sogar für eine Erhöhung der Kontrollen bei Erwachsenen und Kindern. So werden die Dopingkontrollen von ihnen als wichtiges Instrument betrachtet, um zu sehen, ob es im Schachsport Vorfälle von Neurodoping gibt. Deshalb arbeiten einige Funktionäre bereits seit Jahren daran, Dopingkontrollen neben den Meisterschaften auch beim regelmäßigen Training einzuführen. Die Kinder sollen sich dann zukünftig regelmäßig zwischen Schule und Trainingsbeginn im Schachverein diesen Untersuchungen unterziehen. Kritiker sehen hierbei die ernstzunehmende Gefahr, dass sich künftig immer weniger Kinder für eine Teilnahme in einem Schachverein entscheiden könnten und dem Schachsport somit der Nachwuchs ausgeht.